Markus 1:3

"hört, wie es ruft in der Wüste: 'bereitet den Weg des Herrn, macht eben seine Pfade.' " (Textbibel 1899)

Den Ruf des Herrn, des Gesamtprozesses, der alles, auch den Menschen, be-stimmt, kann man zunächst vernehmen in der Wüste, außerhalb des gewohnten kulturellen Kontextes, in der scheinbaren Öde des von der sündigen Unkultur nicht Nutzbaren, im mammonistischen Abseits, da, wo man einen freieren Blick auf die Unkultur, aber auch auf das Wirkliche bekommen kann.

Man könnte die „Wüste“ allerdings auch so verstehen, dass sie das durch die Entfremdung Verwüstete darstellt, den Ort des Leids in der Sünde, wo die Falschheit der entfremdeten Kultur dem Menschen leidvoll, aufscheinen kann. Auch dadurch wird der Blick frei für das Unwahre, Künstliche und Leidvolle in der Unkultur.

Wie dem auch sei: es bedarf einer „Klärung“ der Sicht des Menschen in der Unkultur. Dem „Herrn“, dem alles durchdringenden Weltprinzip, als allein für den Menschen Relevantes, soll es erleichtert werden, die bewusste Wahrnehmung des entfremdeten Menschen zu erreichen, in dem dasjenige aus dem Sicht- und Erfahrungsfeld weggenommen wird, das diese Wahrnehmung erschwert, nämlich all das, was die Unkultur der Fremde, des isoliert im "Ich" vor-gestellten Falschen, des irrational Künstlichen, der systemisch kulturellen Eigendynamik, des Wahns charakterisiert. Das Wegbereiten ist hier im Anfang des Evangeliums also ein Wegnehmen und Klären, eine Reinigung. Für die Juden ist es auch eine Rückbesinnung auf den Auszug aus Ägypten in die Wüste.

Neuformulierung: hört, nehmt wahr, öffnet eure Sinne und vernehmt die Botschaft, die euch das Falsche in der verwüstenden Unkultur wie auch die von unnützen Dingen der Sünde freie, naturbelassene Wüste verkündet: „erleichtert euch die bewusste Entsprechung gegenüber demjenigen, das euch als Menschen bedingt, indem ihr eure Sinne, euer Leben vom Falschen reinigt“.

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